Elisabeth Krista – Botschafterin für glückliche Kindheiten

Sprache als Hindernis.

Wenn wir Beteiligung von Kindern ernst meinen, müssen wir über Sprache reden.

Sprache als Hindernis.

Woran denkst du jetzt als erstes?

Ich dachte als erstes an Mehrsprachigkeit. Als hindisprechende Person finde ich in Deutschland vermutlich häufig Barrieren, wenn Anleitungen, Webbeschreibungen und Beipackzettel nie in meiner Sprache geschrieben sind.

Jede achte Person kann nicht ausreichend lesen.

Sprache ist ein Hindernis für alle, die nicht fließend Lesen können. Weißt du, wie viele Menschen das in Deutschland sind? 6,2 Millionen Menschen. Das ist ungefähr jede achte Person, die dir begegnet. Auch für sie ist Sprache ein Hindernis – denn Internetseiten, Flyer, Bücher sind wichtige Quellen für Information.

Im Vortrag von Henry Schuckmann, der mich zu diesem Artikel inspiriert hat ging es jedoch um Sprache als Barriere für junge Menschen.

Unser Amtsdeutsch verstehen nicht einmal erwachsene, alphabetisierte, deutschsprachige Menschen. Wie sollen Kinder und Jugendliche es verstehen?

Wer versteht schon Amtsdeutsch?

Amtsdeutsch, so wie jede Fachsprache, dient der Ausgrenzung. Fachsprachen sollen einer bestimmten Elite Verständnis gewähren – wie alle kennen, die von einem Arzt im Medizinjargon niedergeredet wurde. Sie sollen zeigen, dass die Person, die sie benutzt, das Thema kennt, das sehr spezifisch, sehr komplex und sehr anders als das übliche Weltwissen sein muss. Sonst hätte es ja nicht eigene Worte.

Sprache, die Kinder ausgrenzt, ist kompliziert. Sie verwendet Begriffe, die nicht erklärt werden. Sprache muss in einfachen Sätzen geschrieben und gesprochen werden. Verschachtelte Sätze, die viele Einschiebungen haben, so wie dieser hier, der nebenbei noch eine Metaebene erklärt, und selbst dabei noch eher einfach ist – im Vergleich mit Amtsdeutsch zum Beispiel – sind nicht nur für Kinder schwer verständlich.

Dadurch entmutigen wir Jugendliche, sich zu beteiligen. Beteiligungsformate müssen nachvollziehbar und transparent sein. Welchen Zugang haben Kinder? Wie können sie abstimmen? Welche Entscheidungen dürfen sie treffen? Was passiert nach der Entscheidung? Diese Prozesse müssen klar und verbindlich beschrieben werden.

Sprache, die Kinder beteiligt, ist einfach, ohne verdummend zu sein. Sie ist klar und kompakt. Sie erklärt und ermöglicht. Täte uns allen gut.

Seit einigen Jahren gibt es Einfache Sprache. Sie ist dazu erfunden worden, Menschen schriftliche Information zugänglich zu machen. Manchmal ist es gar nicht so leicht, Zusammenhänge in Leichte Sprache zu übersetzen. Es ist eine Kunst, große Komplexitäten in einfache Einzelteile zu zerlegen. Diese Kunst heißt auch Didaktik. Wie vermittle ich Inhalte an bestimmte Personen.

Erklärt mir jemand Demokratie?

Stichwort Didaktik: ein Hindernis der Teilhabe kann auch sein, dass sich niemand bereit erklärt, mit Kindern demokratische Prozesse zu üben. Zeit für Training heißt das in der positiven Disziplin. Wie gelangen wir zu einer informierten Entscheidung? Wo sammeln wir Fakten? Auf Tiktok? Im Interview? In der Bibliothek?

Wenn wir über Fakten Bescheid wissen – wie verhandeln wir mit anderen unsere Bedürfnisse? Das üben wir schon zuhause.

Du kannst ganz praktisch, mit Kindern im täglichen Zusammenleben üben, Bedürfnisse zu verhandeln. Du musst deine Bedürfnisse kennen, sie aussprechen und zur Diskussion einladen.

Du kannst sagen: „Ich habe heute das Bedürfnis, früh ins Bett zu gehen. Ich würde den Filmabend gerne auf morgen verschieben. Was meinst du dazu?“ Das ermutigte Kind wird dazu eine Meinung haben und sie dir auch sagen.

Wie immer gilt: Die besten Ideen kommen von der Zielgruppe selbst. Kinder und Jugendliche haben sehr klare Vorstellungen, wie echte Demokratie aussehen könnte. Leider werden sie sehr selten dazu gefragt. 

Auf der Jahrestagung des DEKI durfte ich zwei junge Frauen hören, die von ihren Erfahrungen im deutschen Schulsystem berichteten. Sie warfen Schlagworte, Erlebnisse und Ideen in den Raum, dass es nur so rauschte. Das Projekt Cool Kids 2.0 findest du auf Instagram.

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