Translanguaging
Mehrsprachigkeit ist in den meisten Kitas längst Alltag. Translanguaging ist mehr als Zweitspracherwerb: Kinder nutzen ihre gesamte Sprachpalette, um sich auszudrücken, Probleme zu lösen und Beziehungen zu gestalten.
Translanguaging – mehr als bloße Sprachmischung
Mehrsprachigkeit ist in vielen Kitas längst Alltag. Kinder bringen nicht nur Deutsch, sondern auch Familiensprachen wie Polnisch, Russisch, Ukrainisch, Türkisch oder Kroatisch mit. Oft mischen sie diese Sprachen im Spiel, beim Erzählen oder in Alltagssituationen – ein Phänomen, das in der Fachliteratur als Translanguaging bezeichnet wird. Anders als beim klassischen Zweitspracherwerb geht es hier nicht darum, die Sprachen getrennt zu betrachten, sondern die gesamte sprachliche Kompetenz der Kinder als Ressource zu sehen.
Translanguaging beschreibt die flexible, situationsabhängige Nutzung aller sprachlichen Ressourcen. Kinder nutzen ihre gesamte Sprachpalette, um sich auszudrücken, Probleme zu lösen und Beziehungen zu gestalten. Die Forschung zeigt, dass dieses integrierte Sprachhandeln keine Schwäche, sondern eine kompetente Strategie ist. Es fördert das Sprachverständnis, unterstützt den Erwerb von Deutsch als Zweitsprache und stärkt gleichzeitig die Identität und das Selbstbewusstsein der Kinder.
Warum ist Translanguaging für die Kita wichtig?
In der Kita können Fachkräfte Translanguaging gezielt unterstützen, um die Sprachentwicklung zu fördern. Kinder, die mehrere Sprachen sprechen, lernen so, Wörter und Strukturen flexibel zu nutzen. Das hat mehrere Vorteile:
- Sprachkompetenz erweitern: Kinder verknüpfen Inhalte aus unterschiedlichen Sprachen, lernen Bedeutungen zu übertragen und ihr Ausdrucksvermögen wird erweitert.
- Selbstbewusstsein stärken: Kinder erfahren, dass ihre Familiensprachen wertvoll sind, was Identität und Zugehörigkeit stärkt.
- Inklusive Sprachumgebung schaffen: Alle Kinder profitieren von einem Umfeld, in dem Mehrsprachigkeit sichtbar und positiv genutzt wird.
Translanguaging beschreibt die flexible, situationsabhängige Nutzung aller sprachlichen Ressourcen.
Fachkräfte unterstützen Translanguaging – ohne Angst vor Sprachmischung
Fragen und Reflexionen begleiten Kinder darin, ihre eigenen Denkprozesse zu durchlaufen.
Viele Fachkräfte fragen sich, ob das Mischen von Sprachen problematisch ist oder das Erlernen von Deutsch verzögern könnte. Die Forschung zeigt klar: Sprachmischung ist ein Zeichen von Kompetenz, nicht von Defizit. Kinder, die Wörter aus mehreren Sprachen kombinieren, zeigen, dass sie Inhalte verstehen, Bedeutungen übertragen können und aktiv ihre Ausdrucksmöglichkeiten erweitern.
Praxisnahe Tipps für den Kita-Alltag
Damit Translanguaging gut funktioniert, können Fachkräfte gezielt unterstützen:
Alltagsaktivitäten in der Kita nutzen:
Beim gemeinsamen Spielen, Basteln oder beim Aufräumen können Kinder ihre Sprachen frei einsetzen. Fachkräfte kommentieren und erweitern die Beiträge, ohne die Mischung zu unterbrechen. So wird Sprache lebendig und sinnvoll angewendet.
Handlungsbegleitendes Sprechen:
Fachkräfte beschreiben, kommentieren und unterstützen das Tun der Kinder. Beispiel: Beim Bausteine-Bauen sagt ein Kind: „Ich setze den roten Stein hier – czerwona, hier“. Die Fachkraft greift die Wörter auf, erweitert und fragt nach, sodass Bedeutungen zwischen Sprachen verknüpft werden.
Sprache in der Kita sichtbar machen:
Wortlisten, Bilder oder kleine Schilder in mehreren Sprachen helfen Kindern, die Brücke zwischen Familiensprachen und Deutsch zu schlagen. So entsteht ein inklusives Sprachumfeld, das Wertschätzung für alle Sprachen zeigt.
Mut zur Sprachmischung:
Es ist normal, dass Kinder Wörter aus verschiedenen Sprachen kombinieren. Diese Fähigkeit zeigt, dass sie aktiv lernen, Bedeutungen übertragen und sprachliche Strukturen verstehen. Fachkräfte unterstützen diese Kompetenz, indem sie die Kinder begleiten und motivieren.
Für mehr Ressourcen zum Thema Mehrsprachigkeit in der Kita empfehle ich die Veranstaltungen des Vereins frühe Mehrsprachigkeit in der Kita, die ich hier verlinke.
Translanguaging ist eine wissenschaftlich fundierte Methode, um alle Sprachen der Kinder als Ressource zu nutzen. Kinder lernen nicht trotz, sondern durch das Mischen von Sprachen. Fachkräfte können dies im Alltag unterstützen, indem sie Familiensprachen einbeziehen, handlungsbegleitend sprechen und ein inklusives Sprachumfeld schaffen.
Wer sich auf Translanguaging einlässt, fördert nicht nur die Sprachkompetenz, sondern auch Selbstbewusstsein, Identität und Motivation der Kinder. Es ist eine Chance, den Alltag in Kita und Schule ressourcenorientiert, wertschätzend und kreativ zu gestalten.
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